2015 reisten wir einen monat durch den
wilden westen. das reisen, also nicht zwei wochen woanders als daheim verbringen, sondern durch das land reisen, gefiel uns so gut, dass wir es im wilden osten wiederholten.
vier wochen rundreise mit dem auto. ausgangs- und zielpunkt poing, es begann also im osten von münchen. ab da ging es durch deutschland, polen, litauen, lettland, estland, finnland, russland und tschechien. insgesamt wurden es rund 6.000 km, geplant waren nur gut 5.000 km, aber mit ausflügen und umwegen wurde es doch mehr. gereist wurde im alten benz.
ein großteil unserer reise verlief durch die eu und durch länder, die dem
schengenraum angehören (stand 2018). an dieser stelle sei daran erinnert, dass die europäische union nicht nur ihren mitgliedsstaaten größeres wirtschaftliches und politisches gewicht im umgang mit außereuropäischen partnern wie den usa oder china verleiht, sondern den bürgern der eu auch bequemlichkeiten bei reisen ermöglicht, die nicht immer selbstverständlich waren. wenn wir vor 1990 nach italien wollten, brauchten wir pässe, schilling und lira. für unser abenteuer hier hätten wir inklusive russischer rubel acht währungen gebraucht und wir hätten bei jedem grenzübertritt an einer grenzkontrolle gestanden. jetzt schaute das so aus:
|
währung vor 1990 |
währung 2018 |
schengen vor 1990 |
schengen 2018 |
deutschland |
deutsche mark |
€ seit 01.01.2002 |
nein |
seit 19.06.1990 |
estland |
estnische krone |
€ seit 01.01.2011 |
nein |
seit 01.05.2004 |
finnland |
finnische mark |
€ seit 01.01.2002 |
nein |
seit 19.12.1996 |
lettland |
lats |
€ seit 01.01.2014 |
nein |
seit 01.05.2004 |
litauen |
litas |
€ seit 01.01.2015 |
nein |
seit 01.05.2004 |
polen |
polnische złoty |
polnische złoty |
nein |
seit 01.05.2004 |
tschechien |
tschechische krone |
tschechische krone |
nein |
seit 01.05.2004 |
eine ausnahme waren die etappen durch russisches staatsgebiet, wo zusätzlich zu grenzkontrollen auch visa-pflicht besteht. wie ein visum für russland erlangt werden kann und andere nützliche informationen für russlandreisende steht auf
russlande.de recht liebevoll beschrieben. die terminvereinbarung im visa-zentrum hätte ich mir sparen können, ich musste trotzdem eine nummer ziehen, als ich dort war. die online-terminvergabe hatte den frühesten termin in drei wochen angeboten. auf meine nachfrage per mail bekam ich einen termin am übernächsten tag. generell war der kontakt per mail, per telefon und vor ort im visa-zentrum im münchner lehel freundlich und funktionierte reibungslos. wichtig, wenn es mehrere stationen auf russischem staatsgebiet sein sollen, ist, dass alle orte auf der einladung vermerkt sind. eine einladung nach sankt petersburg reichte nicht, da wir über kaliningrad reisen wollten.
"planung ersetzt zufall durch irrtum" hat albert einstein gesagt. man kann es trotzdem zumindest versuchen. unsere
reiseroute plante ich auf
www.falk.de. da der alte benz kein navi hat, verwendeten wir die
"here we go"-app offlinekarten. wichtig bei dieser app ist es, die nutzung mobiler daten am handy zu deaktivieren. die app offline zu schalten reicht nicht, damit es keine böse überraschung mit den roaming-gebühren gibt, insbesondere, wenn man die eu verlässt, roaming in russland ist teuer. "here we go" navigierte uns offline und zuverlässig zu allen zielen.
zu einer reise gehört reiselektüre. eines der bücher, das ich am liebsten vorlas, als die kinder noch vorgelesen bekamen, war
ninas reise an die see von ursula klostermann, das wäre für unseren badeurlaub am ostseestrand sehr passend gewesen. mangels kleiner kinder gab es für den teil am meer "moby dick", in russland "aufzeichnungen aus dem untergrund" von fjodor dostojewski und ab warschau "kafkas tagebücher", alles praktisch auf mayas
kindle reader. maya wich derweil auf analoge bücher aus papier aus.
auf geht's!
tag 1 557 km
abfahrt in poing. der erste tag startete mit der weitesten etappe der reise, aber nicht mit der längsten, weil es ohne grenzkontrollen flink über deutsche autobahnen ging. ein bisserl stau ist immer, insgesamt verlief die anreise nach
lübben in brandenburg zum
spreewaldhotel stephanshof problemlos. erste erkundungen in lübben waren ob der hitze anstrengend, 34 grad, hohe luftfeuchtigkeit, hoher shirt- und wasserverbrauch.
tag 2 0 km
erkunden des
spreewalds zu wasser. zwei zweier und ein einer paddelboot liehen wir direkt vom hotel. das 475 quadratkilometer große biosphärenreservat spreewald steht unter der schirmherrschaft der unesco. wir paddelten durch lübben und durch mehrere
bootsschleusen und auf der spree, wo wir mehrfach anlegten und kleine badepausen einlegten. sehr idyllisch.
tag 3 518 km
die fahrt an die ostseeküste zum badeort
łeba in polen zog sich. zunächst kamen wir auf gepflegten autobahnen zügig voran, die zweite hälfte der strecke führte über landstraßen, teilweise wunderschöne alleen, eng, kurvig, leider viele baustellen und viel verkehr. untergebracht waren wir im hotel neptun (inzwischen heißt es
zamek łeba) direkt am strand. wir genossen das feudale ambiente des hauses, großzügiges frühstück und elegante dinner, vegan und vegetarisch für den nachwuchs, fisch für die alten. danach strandspaziergang, der sand war fein wie mehl. später chinesisches mensch ärgere dich nicht, sehr hart gespielt und zum abschluß billard.
tag 4 0 km
tag am meer, genaugenommen vor allem am pool. vier fünftel von uns holten sich gehöhrige sonnenbrände, lucie war die sonne entweder von
südamerika noch gewöhnt oder sie hat einfach besser aufgepasst. der schatten unter den birken war als sonnenschutz jedenfalls nicht ausreichend, besonders wenn man einschlief und dem schatten mit der liege nicht folgte. die liegen wiederum mit ihren bequemen polstern luden sehr zum einschlafen ein. nachmittags baden im meer, opulentes dinner, billard.
tag 5 0 km
wanderung vom hotel zur
lontzkedüne, etwa zehneinhalb kilometer in sengender hitze und zusammen mit hunderten anderer touristen. nach dem überqueren des flusses łeba, der in die ostsee mündet, ging es immer am strand entlang richtung westen bis zum 450 hektar großen dünengebiet. erfreulicherweise ist die größte und bekannteste düne gleich am östlichen rand dieses naturschutzgebietes und unesco biospährenreservats. wir waren noch nicht in der sahara, aber so ähnlich muss es dort aussehen, eine hügelige sandlandschaft so weit das auge reicht. differenzierungsmerkmale waren lediglich die ostsee, die von manchen stellen aus sichtbar war und die anzahl der besucher. vermutlich waren in der sahara seit ihres bestehens nicht so viele menschen zu besuch wie hier an einem montag im august. zurück gingen wir am meer bei steifer brise, die kitesurfer freute der wind, uns auch, weil er von hinten kam und anschob.
tag 6 110 km
es ging weiter und wir blieben in polen. die nächste station war
danzig. zwei nächte blieben wir im
hotel impresja. erster eindruck: schöne alte stadt. man sieht nicht, dass große teile der durch den zweiten weltkrieg zerstörten stadt erst wieder rekonstruiert werden mussten.
tag 7 0 km
stadtbesichtigung danzig mit einem kleinen elektrobus. unser guide verstand sein handwerk und vermittelte uns auf unterhaltsame weise wissenswertes über die alte hansestadt. unter anderem besichtigten wir die
brigittenkirche mit ihrem bernsteinaltar, die während der solidarność-bewegung treffpunkt und aktionszentrum der jungen freien gewerkschaft um lech wałęsa war. der propst der brigittenkirche henryk jankowski war wałęsas beichtvater und einer der ersten kirchenmänner, die die streikenden und ihre bewegung offen unterstützten. wir stiegen die 409 stufen auf den turm der
marienkirche hinauf und konnten über die stadt schauen. wir besuchten das daniel chodowiecki und günter grass-haus in der ulica sieroca (waisen straße), einem im 17. jahrhundert errichteten gebäude, in dem sich einst ein waisenhaus befand. allgegenwärtig war der jährliche dominikanermarkt, das größte und älteste volksfest in polen. bernstein, schmuck, kleidung, spielsachen und an jeder ecke stände mit polnischen spezialitäten von deftig bis süß.
tag 8 254 km
eine der spannendsten etappen stand bevor. es ging nach
nida auf die
kurische nehrung, einer 98 km langen halbinsel. die
nehrung trennt das kurische
haff von der ostsee. die nördlichen 52 km gehören zu litauen, die südlichen 46 km zur russischen
oblast kaliningrad. in der hauptstadt
kaliningrad, die bis 1946 königsberg hieß, waren wir mittags essen. es gab keine
königsberger klopse, weil annette es nicht sauer und ich nicht sahnig mag und vegan sind fleischklopse mit fisch natürlich auch nicht, also auch keine option für die mädels. wir passierten zwei eu-außengrenzen, polen-russland und russland-litauen. die grenze nach litauen befindet sich im
nationalpark kurische nehrung. an beiden grenzübergängen war wenig los, wir mussten kaum warten. jeder pass wurde genau kontrolliert, es wurde in den kofferraum, in die fussräume, den motorraum und mit spiegeln, die an stangen befestigt waren und bestimmt lange vor dem selfi-stab erfunden wurden, auch unter das auto geschaut. das auto musste zudem beim zoll angemeldet werden, damit wir es nicht nur brachten, sondern auch wieder mitnahmen, andernfalls wäre einfuhrzoll fällig geworden. ungewöhnlich wäre das nicht gewesen, es waren recht viele w124er unterwegs in der oblast kaliningrad. die nächsten tage verbrachten wir im
skalva hotel, sehr ruhig am ortsrand von nida gelegen mit großem garten und sitzsäcken unter den bäumen zum lesen, tischtennisplatte und blick auf das haff. nur 500 meter von unserem hotel entfernt steht das frühere ferienhaus von thomas mann, das seit 1996 ein
kulturzentrum ist.
tag 9 0 km
wir gingen zur
parnidis-düne, nicht ganz so eindrucksvoll wie die lontzkedüne in łeba, dafür kaum leute. von einem aussichtsturm hatten wir herrliche fernsicht über die bewaldeten dünen und die ostsee.
tag 10 0 km
vormittags waldspaziergang am haff, später waren wir auf der anderen seite der nehrung am ostseestrand. es war der letzte badetag an der ostsee, zum nachmittag hin wurde das wetter schlechter.
tag 11 311 km
der strand-teil unserer reise lag hinter uns und die sehr heiße phase des jahrhundertsommers auch. wir fuhren weiter richtung
jelgava. von der nehrung auf das festland gelangten wir per fähre. das war nicht geplant und das navi überraschte uns mit dem satz "jetzt die fähre nehmen", aber es ging ganz unkompliziert, wir mussten nur wenige minuten warten, bis wir auf die fähre fahren konnten. die überfahrt von smiltynės nach klaipėda dauerte nur zehn minuten und kostete nichts. später besichtigten wir den
berg der kreuze, eine willkommene pause auf dem weg zur
woodvilla, unserer ausgangsbasis für die nächsten vier tage. die woodvilla lag abseits in valgunde, das ist zwischen
jelgava,
riga und der küstenstadt
jūrmala am
rigaischen meerbusen. es nieselte und wir heizten als erstes die holzsauna ein. nach dem saunieren sprangen wir in den badeteich, der zum haus gehörte.
tag 12 0 km
maya zeigte uns riga. zu besuch in riga waren auch die 149
buddy bären, jeder steht für ein von den vereinten nationen anerkanntes land. ihr erster besuch im baltikum war ein geschenk deutschlands an die einwohner lettlands zum 100-jährigen jubiläum der staatsgründung. von der skybar im radisson blu hotel hatten wir eine fantastische aussicht auf riga. abends waren wir bei den klavas zu gast, es wurde schaschlik gegrillt und wir probierten uns durch lettische biersorten. maya lud ihre bilder von der kunstschule, die seit dem austauschjahr in jelgava noch dort waren, ins auto. annette hatte weniger bier getrunken und fuhr uns heim. lucie war nicht dabei, weil sie mit einer erkältung kämpfte.
tag 13 0 km
wir fuhren zur hafenstadt
liepāja an die ostseeküste, es war also kein tag mit 0 km sondern hin- und zurück etwa 400 km. es gab dort teilweise mehrstöckige alte stadthäuser aus holz und natürlich ostseestrand, den wir diesmal allerdings nur kurz besuchten und nicht zum baden nutzten. abends typisch lettisches essen und anschließendes saunieren bei den klavas. lucie war noch nicht wiederhergestellt und blieb zu hause in der woodvilla zusammen mit kim, die auch zu müde war, unser programm die letzten tage war anstrengend. gegen mitternacht fuhr uns annette in die woodvilla, unterwegs setzten wir gunta bei einer party ab.
tag 14 0 km
vormittags ausspannen in der woodvilla. nachmittags waren lucie und ich erst kartfahren mit den klavas und schauten uns anschließend mit maris und roberts das
christmas battle museum an, das sind nahe der woodvilla im wald gelegene reste und rekonstruktionen der deutschen verteidigungslinie aus dem ersten weltkrieg. gunta blieb solange mit maya und kim in der woodvilla. abends saunierten wir zum letzten mal in der woodvilla.
tag 15 356 km
wir zogen weiter nach norden vom rigaischen meerbusen in lettland zum
finnischen meerbusen in estland. unser ziel war die estnische hauptstadt
tallinn. der streckenabschnitt zwischen riga und tallinn führte uns über die
via baltica genannte
europastraße 67, die prag mit helsinki verbindet. als abwechslung unterwegs machten wir einen abstecher in das
münchhausenmuseum in
dunte, das nach etwa dem ersten drittel unserer heutigen fahrtstrecke am weg lag. besonders sehenswert war das museum nicht, aber eine gelegenheit für eine pause und lucie fand ein klavier. angekommen in tallinn blieben wir zwei nächte und wohnten im hotel old town maestro's, das seinem namen alle ehre machte, es war wirklich mitten in der altstadt.
tag 16 0 km
die altstadt von tallinn gefiel uns gut, aber es empfiehlt sich vor zehn oder nach vier dorthin zu gehen, dazwischen ist sie touristenhorden ausgeliefert und man sieht nur noch menschenmassen, die kleinen gassen und alten gebäude kommen nicht mehr zur geltung. insgesamt war tallinn anstrengend, mit dem auto war es nicht besser als zu fuss, zu allem überfluss klappte die parkplatzreservierung beim hotel nicht, aber die dame an der rezeption empfahl einen günstigen und bewachten parkplatz zehn minuten zu fuss vom hotel entfernt. der parkwächter war ein sehr freundlicher älterer herr und sprach neben estnisch und englisch auch russisch und deutsch. unweit der altstadt beim hafen besichtigten wir die ruinen der früheren stadthalle, die schöne fotomotive boten und weitgehend tourifrei waren.
tag 17 87 km
unsere heutige etappe legten wir auf dem seeweg zurück. mit der fähre setzten wir über nach
helsinki. abfahrt war 12:30 mittags. bei sonne und ruhiger see genossen wir die dreieinhalb stunden überfahrt. maya war leider etwas angeschlagen und konnte sich nicht so daran freuen. helsinki hat 315 inseln. wir wohnten im
hanaholmen hotel, es liegt westlich von helsinki in richtung espoo am stadtrand ebenfalls auf einer insel in der
hauptstadtregion.
tag 18 0 km
wir fuhren mit dem auto zur insel
seurasaari, eine der 315 inseln in helsinki und besuchten das freilichtmuseum.
tag 19 0 km
in der früh regnete es, optimales saunawetter. ich nutzte die frühsauna und schwamm kurz in der ostsee bis die zehen wieder rauswollten, weil es ihnen zu kalt wurde. anschließend unterhielt uns das hotel mit einer evakuierung, vermutlich feuerfehlalarm. das frühstück musste also etwas warten. das machte nichts, weil im laufe des vormittags die sonne wiederkam und wir bei schönem wetter zu unserem ausflug auf die festungsinsel
suomenlinna aufbrachen. vom hotel ging es mit der sehr modernen metro, der trambahn und dem schiff auf die helsinki vorgelagerte inselgruppe. danach waren wir burger essen in der stadt. eine app zum auffinden von veganen restaurants bringt uns immer wieder zu netten orten. es gab dort auch nicht-vegane speisen und eine große auswahl an bieren. überhaupt verhungert man in helsinki nicht. an jeder ecke gibt es etwas zu essen, in gasthäusern, streetfood auf märkten, von typisch finnisch - rentier und fisch - bis thai, nepalesisch, peruanisch, afrikanisch, arabisch, hier ließe es sich eine weile aushalten. natürlich brauchte man hier ein boot. überall sind häfen und es scheint in helsinki soviele boote wie autos zu geben. das ist naheliegend bei 315 inseln. außerhalb der stadt scheint finnland vor allem aus wasser und wald zu bestehen. wenn wir vom hotelzimmer aus motorenlärm hören, dann ist es ein motorboot. obwohl wir nicht bis lappland vorgedrangen, gewannen wir doch einen kleinen eindruck davon, was finnland ausmacht.
tag 20 389 km
weiter nach russland. über die
e18 ging es zum grenzübergang in
vaalimaa. es war wenig los und die formalitäten für den grenzübertritt dauerten etwa eine halbe stunde. die gut 200 km nach der grenze bis
sankt petersburg fuhren wir wie schon in finnland auf wenig befahrenen und meist guten autobahnen. grundsätzlich sind 90 erlaubt, auf neuen autobahnabschnitten oder der mautpflichtigen stadtautobahn in sankt petersburg manchmal auch 110. unser ziel war auf der
wassiljewski-insel in sankt petersburg das hotel vasilievsky. wir wurden sehr freundlich empfangen und durften den alten benz für die nächsten tage in der tiefgarage parken.
tag 21 0 km
wir streunten bei typischem wetter - bewölkt, schauer, am nachmittag etwas sonne - durch die stadt zu fuss und mit der metro. am abend schwanensee im
eremitage theater. es ist das kleinste und älteste theater in sankt petersburg und war ursprünglich das privattheater der zaren-familie. die tickets hatte ich monate vorher online bestellt und bezahlt. sie waren wie vereinbart schon beim hotel für uns hinterlegt. wir erkämpften uns gegen chinesische touristenhorden plätze in der ersten reihe direkt beim orchester und keine fünf meter von der bühne entfernt. die aufführung war ein besonderes erlebnis und der abend entschädigte für den nicht so gelungenen tagesbeginn, denn das frühstück im hotel war zwar sehr gut und das personal ließ trotz sehr hohem durchsatzes an speisen und geschirr nichts ausgehen, aber die geräuschkulisse, die eine italienische reisegruppe zu erzeugen vermochte, war etwas viel am morgen. insgesamt war sankt petersburg sehr voll. anders als die altstadt von tallinn ist sankt petersburg bereits ohne touristen eine pulsierende stadt, gehwege, straßen, öffentliche verkehrsmittel waren voll mit geschäftigen einheimischen, dazu kamen unzählige busse, die ihre reisegruppen an den touristischen hotspots ausgossen und wir kamen noch oben drauf. die stadt bot so viele sehenswürdigekeiten und prachtvolle gebäude, wie der
yellowstone nationalpark geysire und es drohte ein impression overflow. es half ein cafe am
newski prospekt, der prachtstraße von sankt petersburg, und etwas shopping.
tag 22 0 km
beim frühstück war es heute noch voller als gestern, zu den italienern kam noch eine schwäbische reisegruppe. die kinder hatten das vorhergesehen und waren schon um sieben frühstücken und da war es auch schon voll, aber nicht ganz so schlimm. das frühstück gleicht einem schlachtfeld und das hotel schickte unzählige soldatinnen in die schlacht, um schinken, speck, eier, diverse brotsorten, früchte, müslis, croisants, tassen, teller, besteck schneller aufzufüllen, als die gäste es verbrauchen konnten. fleiss und ausdauer verhalf dem personal zum sieg und die gäste zogen sich verköstigt zurück. der service in russland ist bemerkenswert gut, aufmerksam und sehr freundlich. heute war sommer in sankt petersburg. blauer himmel und sonnenschein. wir starteten im
shadow museum, danach siesta bei einer zweistündigen bootsfahrt auf der
newa. am späten nachmittag besuchten wir das
eremitage museum. der name "hermitage" stammt aus dem altfranzösischen und bedeutet einsiedelei. auf englisch-sprachigen internetseiten ist meist von "hermitage" die rede, im deutschen heißt es
eremitage oder ermitage. man stellt sich den einsiedler in einer höhle vor, aber als russischer zar zog man sich in die eremitage zurück und umgab sich mit kunst und muse. das museum umfasst heute neben der alten, der kleinen und der neuen eremitage auch den
winterpalast, die frühere hauptresidenz der russischen zaren. das museum ist eines der größten und bedeutendsten kunstmuseen der welt. wir nutzten die bis 21 uhr verlängerten öffnungszeiten am mittwoch und freitag. die hoffnung, dass die besucherströme ab 15 uhr etwas nachlassen, war vergebens. es ging zu wie auf der wiesn. wir waren drin, konnten uns die prachtvollen räume ansehen, von der kunst war nicht viel mitzubekommen, es waren zu viele leute.
tag 23 454 km
unsere längste, nicht die weiteste, etappe brachte uns zurück von russland in die eu. geplant war eine übernachtung in kārsava in lettland gleich nach der russischen grenze, allerdings fanden wir dort keine unterkunft, daher übernachtung erst 40 km weiter in rēzekne im
hotel restart. die hälfte der strecke war baustelle, wir kamen trotzdem ganz gut voran, allerdings war die ausreise aus russland und noch mehr die einreise nach lettland zeitaufwendig. es war zwar kaum etwas los, aber die grenzkontrollen waren sehr gründlich und insbesondere auf der lettischen seite verbunden mit viel warten zwischen den einzelnen schritten - erste kontrolle, zoll-formular ausfüllen, zweite gründliche kontrolle mit untersuchung des fahrzeugs, zoll, abschließende kontrolle - dies alles sowohl auf russischer wie auf der eu-seite. nach etwa einer stunde war es überstanden und die letzten fünfzig kilometer zum hotel waren nur noch ein katzensprung.
tag 24 267 km
das nächste etappenziel ist
vilnius. unterwegs pause beim
adamova pfad in krāslava (nicht zu verwechseln mit kārsava). auf der suche nach dem ausgangspunkt des pfads führte uns das navi über waldwege, die den alten benz an die grenzen seiner zugegebenermaßen beschränkten offroadfähigkeiten brachten. es hat sich aber gelohnt, wir streiften zu fuss durch den naturpark daugavas loki und lagen am sandigen flussufer der daugava in der sonne. später
festung in daugavpils mit mark rothko austellung. übernachtung im
hotel apia.
tag 25 0 km
vilnius ist mein favorit im vergleich der baltischen hauptstädte, nicht nur wegen des referenzschokokuchens mit port. überhaupt ist litauen der geheimtipp im baltikum, auch der badeort nida schien sehr angesagt und gut besucht von jungen und besonders gutaussehenden menschen.
tag 26 467 km
warschau.
wir übernachten in einem apartment mit city center view und garage.
tag 27 0 km
lucie fuhr von warschau mit dem bus weiter nach wien. der benz machte zunehmend probleme, asd und abs warnlampe leuchteten permanent, tempomat funktionierte nicht mehr, die automatik schaltete nicht mehr in den vierten gang.
tag 28 296 km
krakau. erste erfahrung: während des eincheckens ins hotel montierte dem alten benz ein fleißiger polnischer polizist in windeseile eine parkkralle ans linke vorderrad. glücklicherweise trafen wir den ordnungshüter noch an, als er sein werk grade vollendet hatte und so konnten wir ihn überzeugen, dass wir keine viertelstunde auf dem für busse reservierten parkplatz gestanden hatten und gerade auf den vom hotel empfohlenen parkplatz umparken wollten. wir nächtigten im
hotel eden, einem sehr netten kleinen hotel in einem altem haus im jüdischen viertel
kazimierz. an den rechten türpfosten der zimmertüren waren
mesusot. vor dem hotel gab es streetfood und endlich
trdelník. leider waren wir für das unterirdische museum zu spät und für die schindler fabrik auch. an den temperaturen merkten wir, dass wir seit sankt petersburg 1.500 kilometer richtung süden unterwegs waren, 28 grad waren wir gar nicht mehr gewöhnt.
tag 29 534 km
prag.
hotel opera
tag 30 0 km
übernachtung in prag.
tag 31 387 km
poing. am ende brachte uns der benz wieder heim oder umgekehrt. das wetter hielt perfekt, einzelne kühlere stunden gab es in helsinki und sankt petersburg, aber kurz darauf war wieder t-shirt-wetter. die ostsee hatte badewannen-temperatur, außer in helsinki nach der sauna bei regen, da war das wasser frisch. auffallend war das bernsteinfarbene ostseewasser. wenn es tief war, wie bei der überfahrt von tallinn nach helsinki, dann war die ostsee dunkelgrün, je seichter das wasser wurde, desto gelblicher schien es, besonders wenn sich in der brandung das licht im wasser brach.